Philipp Modersohn

Foto: Tino Kukulies

Philipp Modersohn

 

Bad Land Gut, 2022
Stahl, PVC-Folie, Polyamid, Rennofenschlacke, Beton, Tuffstein, Maße variabel /
Steel, PVC film, polyamide, bloomery slag, concrete, tuffaceous rock, variable dimensions

 

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Die Arbeiten von Philipp Modersohn (*1986, Bremen, lebt in Berlin) zeichnen sich aus durch eine große Neugierde und Sensibilität des Künstlers für Ökosysteme, geologische Vorgänge und den Einfluss des Menschen auf diese. Die Materialien werden zu Akteuren und ihre unterschiedlichen Aggregatzustände sowie die Aktion und Reaktion von Mikroorganismen werden dabei zum Plot seiner Inszenierungen. Für seine Arbeit „Bad Land Gut“ (2022) schickt er vier Industriestoffe aus der Region zum Erholungsurlaub in den Lantz’schen Park: ein vorgefundener Rest geschmolzenen Plastiks, die übriggebliebene Schlacke aus der Stahlherstellung, ein Stück Beton, Tuffgestein. Von einem füllhornartigen Kokon ausgehend, lässt Modersohn die „erschöpften“ Materialien im Laufe der Ausstellung durch den Lantz‘schen Park wandern. Die Bewegung ist für das menschliche Auge kaum wahrnehmbar, erst durch wiederholte Besuche des Parks wird die langsame Verschiebung sichtbar – ein „Flanieren in geologischer Geschwindigkeit“. Die Szene wird von einer Audioaufnahme begleitet, welche die individuellen Geschichten der vier Protagonisten erzählt.

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Philipp Modersohn begegnet der Materie, die seine Arbeiten formt, auf Augenhöhe. Dabei werden auch Hitze, Druck, Dunkelheit und Dreck der industriellen Produktion nicht kaschiert, sondern gezielt sichtbar gemacht. Mit seinen spekulativen Experimenten führt Modersohn Strukturen vor Augen und hinterfragt zugleich deren Selbstverständlichkeit. So wird der Lantz’sche Park zum Ort der Rehabilitation, nicht nur der Menschen, sondern auch der Rohstoffe und der Beziehung beider zueinander. Der Titel ist bewusst mehrdeutig gewählt: Im Deutschen suggeriert er einen Kurort, im Englischen eine dünenartige Landschaft, die keinen Ertrag abwirft. Oder ist das Land böse, weil es aufbegehrt?

 

 

The work by Philipp Modersohn (born in Bremen in 1986, lives in Berlin) ist characterized by his curiosity and sensitivity towards ecosystems and geological processes and how these are subject to human influence. Materials become actors, and their different aggregate states – as well as the action and reaction of microorganisms – make up the plot of his productions. For his work “Bad Land Gut” (2022), he sent four industrial materials from the region “on vacation” to Lantz’scher Park: a found remnant of melted plastic, slag left over from steel production, a piece of concrete, and some tuffaceous rock. Starting with a cocoon reminiscent of a cornucopia, the “exhausted” materials are moving through Lantz’scher Park during the exhibition, albeit so slowly that their movement is barely perceptible to the human eye. This “strolling at geological speed” is only visible to those who visit the park repeatedly. The scene is accompanied by an audio recording that tells the individual stories of the four protagonists.

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Philipp Modersohn treats the material forming his works respectfully. He doesn’t conceal the heat, the pressure, the darkness, or the dirt of industrial production, choosing instead to expose them. In his speculative experiments, Modersohn reveals structures and also questions their self-evidence. Lantz’scher Park thus becomes a place of rehabilitation, not only for people, but also for raw materials and the relationship between the two. The title of the work is deliberately ambiguous. In German it suggests a health resort, in English a barren landscape with nothing but dry dunes. Or is the land bad because it’s rebelling?