Hintergründe
Kaum ein anderes Denkmal in Düsseldorf ist so umstritten wie das 39er-Denkmal auf dem Reeser Platz. Der Denkmalbau mit dem dazugehörigen Aufmarschplatz ist ein historisches Zeugnis für den instrumentalisierten Krieger- und Totenkult für nationalsozialistische Propagandazwecke. Seit 1945 gibt das umstrittene Denkmal Anlass für zahlreiche politische Auseinandersetzungen und Kontroversen. Bereits 2014 hat die für den Stadtteil zuständige Bezirksvertretung 1 (BV 1) in ihrer Sitzung mehrheitlich zunächst beschlossen, ein alternatives Denkmal auf dem Reeser Platz zu errichten, das den Wunsch der Düsseldorfer Bürger*innen nach einem friedlichen Zusammenleben der Völker zum Ausdruck bringt und den Widerstand gegen Kriegsverherrlichung würdigt. 2017 wurde dazu ergänzend beschlossen, die Kunstkommission mit der Durchführung eines offenen Kunstwettbewerbs mit dem Ziel einer künstlerischen Kommentierung zu beauftragen.
Zur Vorbereitung des Wettbewerbs wurde ein Werkstatttag durchgeführt. Dazu veranstaltete die Kunstkommission der Stadt Düsseldorf in Kooperation mit der Bezirksvertretung 1 am 17. November 2018 in einem ersten Schritt ein ganztägiges, öffentliches Forum in der Evangelischen Tersteegen Kirchengemeinde unweit des Reeser Platzes, um eine breite und inklusive Bürger*innen-Beteiligung zu gewährleisten. Die Dokumentation finden Sie hier.
Die Auslobung erfolgte als offener, zweiphasiger Ideenwettbewerb. Den Auslobungstext finden Sie hier. Insgesamt 67 Kunstschaffende und Arbeitsgemeinschaften, bestehend aus Künstler*innen und Landschaftsarchitekt*innen, Stadtplaner*innen, Architekt*innen reichten ihre Entwürfe ein. Einen Überblick der 67 Ideen finden Sie hier. In der ersten Phase wurden acht Entwürfe für den weiteren Verbleib im Wettbewerb ausgewählt. In der abschließenden Jurysitzung wurden folgende fünf Entwürfe prämiert bzw. mit Anerkennung versehen:
Heinke Haberland mit Irrgarten
Gabriele Horndasch mit Der Neue Reeser Platz
Milica Lopičić & Christian Sievers mit Öffnung des Denkmals (Anerkennung)
missing icons mit Kritische Masse
Ultrastudio mit Those who have crossed
Im Nachgang zur Auswahl von fünf Entwürfen und der Ermittlung des Siegerentwurfs Those who have crossed von Ultrastudio hat eine starke öffentliche Kontroverse stattgefunden. Entsprechende Beiträge finden Sie hier.
In seiner Sitzung am 18.06.2020 beschloss der Rat der Landeshauptstadt Düsseldorf, eine umfassende Beteiligung der Bürger*innen mit unterschiedlichen Formaten durchzuführen, die nun umgesetzt wird.
Was nun geplant ist
- Online-Dialog ab 30. Mai bis 30. Juni 2022
- Präsenztag am 13. August 2022 in den Räumen des Georg-Büchner-Gymnasiums
- Expert*innentag am 23. September 2022
- Aufbereitung und Auswertung des Feedbacks (bis Ende 2022)
- Beratungen der Kunstkommission und im Anschluss Empfehlung der Kunstkommission an den Rat der Landeshauptstadt Düsseldorf
Da passiert es!
Der Reeser Platz liegt nördlich der Theodor-Heuss-Brücke im Düsseldorfer Stadtteil Golzheim. Der Platz wird umgeben von der Rotterdamer Straße im Westen, der Reeser-Straße im Süden, der Kaiserswerther Straße im Osten und der Hermann-Weill-Straße in nördlicher Richtung. Der Platz erstreckt sich zwischen Rotterdamer Straße und Kaiserswerther Straße auf einer Länge von 230 Metern und misst in der Breite 75 Meter. Das 39er-Denkmal zerschneidet den Platz in zwei ungleich große Hälften.
Die größere Hälfte des Platzes im Rücken des Denkmals wird inzwischen nicht mehr als Endschleife der Straßenbahnlinie genutzt. Es wurde eine Wiese angelegt und ein Spielplatz errichtet, die Schienen der Endschleife wurden nicht weggenommen und sind zum Teil vom Gras überwuchert. Die Form der Endschleife ist noch deutlich ablesbar. Über die Stadtbahnhaltestelle Reeser Platz auf der Kaiserswerther Straße gibt es eine gute Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln an den Reeser Platz.
Der Reeser Platz gehört zum Denkmalbereich „Golzheimer Siedlung“. Im Jahr 2014 hat der Rat der Landeshauptstadt Düsseldorf das Erscheinungsbild des Quartiers per Satzung unter Denkmalschutz gestellt. Kern des Denkmalbereichs ist die ehemalige „Schlageter-Siedlung“, die im Rahmen der Ausstellung „Schaffendes Volk“ ab Mitte der 1930er Jahre errichtet worden war. Der Reeser Platz wurde − damals noch ohne Ehrenmal – zusammen mit der nördlichen Freifläche (heute: Spielplatz und Wiese) ebenfalls im Zuge der Ausstellung angelegt. Der gesamte Bereich ist im Zusammenspiel mit der Siedlung ein Zeugnis für die damalige Stadtentwicklung und Ausstellungsgeschichte der Landeshauptstadt und von politikgeschichtlicher Bedeutung.
Die Entwürfe der prämierten Beiträge können Sie sich hier anschauen.