A „Was gefällt Ihnen an diesem Entwurf, was nicht?“
B „Wie beurteilen Sie die kritische Auseinandersetzung des Entwurfs mit der nationalsozialistischen Aussage des Denkmals?“
C „Wie verbessert der Entwurf den bestehenden Ort?“
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B „Wie beurteilen Sie die kritische Auseinandersetzung des Entwurfs mit der nationalsozialistischen Aussage des Denkmals?“
C „Wie verbessert der Entwurf den bestehenden Ort?“
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02.06.2022 15:09 | D Freie Kommentare | BarbaraKortmann
Ich finde diesen Entwurf wunderbar, da mir die Symbolik des Irrgarten über die Zeiten hinweg als sehr passend erscheint. Mir würde die Kombination mit der Öffnung des Denkmals gut gefallen. B. K.
02.06.2022 21:36 | D Freie Kommentare | Nihonjin
Mir gefällt der Entwurf von Haberland & Co besonders gut, weil die Bedeutung des Denkmals inklusive des Platzes im Zusammenhang mit vielen menschlichen Tragödien assoziiert werden kann und so den Menschen als “Kriegswesen” in Frage stellt. Es gibt zahlreiche Assoziationsangebote durch die architektonische Umsetzung des Entwurfes. Es werden außerdem scheinbar nicht vereinbare Gegensätze von spielerischen und ernsthaften Elementen miteinander kreativ verbunden.
Die Gedanken erschließen sich aber auch ohne intellektuellen Schnick-Schnack auf einer sehr sinnlichen Ebene! Danke.
Etwas mehr schriftliche Info hätte ich auch gut gefunden.
Was ich noch super finde: Die Teilhabe von Menschen mit Einschränkungen im Gehvermögen ist berücksichtigt. So explizit bei keinem anderen Entwurf.
Was mir fehlt: Zur Teilhabe gehört auch, z.B. Infotalfeln in Braille (Blindenschrift) anzubringen, QR-Codes mit denen Gehörlose Menschen schriftliche Informationen bekommen können (möglichst in Gebärdensprache und Schrift) und kostenlose TOILETTEN in erreichbarer Nähe. Letzteres, dh das Fehlen der Einrichtungen ist nicht nur für ältere Menschen oft ein Problem, sondern auch für Menschen, die mit ihren Kindern mal ein paar Stunden im Park verbringen möchten, weil sie keinen eigenen Garten haben. – Japan könnte da ein Vorbild sein. Da gibt es an jeder Ecke und in jedem Supermarkt eine Gelegenheit, so dass man sich auch mal etwas weiter raustrauen kann.
03.06.2022 10:09
Grafisch zwar ansprechend, aber genau darin liegt das Problem – es ästhetisiert das bestehende Monument und eine wirkliche “Verirrung” findet nicht statt. Genau genommen entfaltet das Monument hier erneut seine gestalterische Monumentalität quasi als Ziel, als Endziel; das Monument inszeniert sich nunmeher auf der Horizontlinie des Irrgartens, als würden alle Wege, alle Verirrungen hier ein übergeordnetes Ziel erfahren, also eigentlich eine Verkehrung der Absicht.
Die rückseitige Inszenierung als Kinderspielplatz wirkt bemüht. Nichts gegen Kinderspielplätze, doch der Bezug zum Denkmal mag zwar erklärbar sein, ist aber eben nicht selbsterklärend und wirkt ohne Zusammenhang. Kinderspiel ist nicht das Gegenteil von Stellungskrieg.
Ich finde den Entwurf von Heinke Haberland am spannendsten, weil die Architektur des Labyrinths sich gut in dem Umfeld des Gebäudes integriert aber trotzdem ein Überraschungseffekt hat. Die Metapher des Labyrinths passt auch sehr gut zum Thema des Totalitarismus aber auch zum ersten Weltkrieg und besonders zum Alltag der Soldaten an der Front. Gefühle von Angst, Hoffnungslosigkeit, Wiederholungen, Gefangenheit und Oppression sind bei diesem Denkmal sofort erkennbar. Die Botschaft ist klar und lässt keinen Platz für skurrile Annäherungen mit der NS Architektur.
Der Sinn, des ausganglosen, sich absenkenden Labyrinths finde ist hervorragend. Kein Ausgang, außer dem Eingang, zeugt auch davon, dass der WKII sinnlos war.
Aber, das Gelände wird so zu einem gefährlichen Spielplatz für Jugendliche und Kinder. Und wer einmal verletzt im Graben liegt wird so auch den Blicken der Passanten verborgen bleiben.
Beim ersten Draufblick auf den Irrgarten fühlte ich mich sofort an Runen-Symbolik und Hakenkreuz erinnert und dachte sofort, dass hier unbeabsichtigt eine negative Verstärkung der Aneignung des Denkmals durch die Nationalsozialisten erreicht wird. Im Laufe der Präsentation verloren sich diese Gefühle allmählich und wurden durch Anerkennung und Betroffenheit ersetzt. Ich kann mich daher nur dankbar für diesen Entwurf und der sehr ergreifenden Präsentation zeigen. Am Ende war mein ursprünglicher Eindruck dennoch nicht vollkommen verflogen. Ich bin mir nicht sicher, ob sich die Aussage so schnell und eindeutig erschließt. Ich wäre deshalb gern noch einen Schritt weiter gegangen und hätte nicht nur die Beziehung zum 39er Denkmal gestört, sondern auch das Denkmal selbst als Propaganda entlarvt.
Meine persönliche Meinung, den Irrgarten als Bild vor dem Denkmal finde ich eine gute Idee und sehr gut gelungen, jedoch bleibt das Ziel des Labyrinths der sakrale Raum hinter dem eisernen Kreuz, was ich als Bild nicht gut finde. Wenn man diesen Entwurf aber mit dem Entwurf der Öffnung des Denkmals verbinden würde, und das Ziel eine Sichtachse durch das Denkmal wäre, dann wäre die Wirkung eine ganz andere, und auch die Soldatengruppen auf der Vorderseite würden ihre kriegsverherrlichende Aussage gegen eine Assoziation mit dem Labyrinth tauschen.
Toller Entwurf! Intensive Auseinandersetzung mit der Geschichte und Dekonstruktion der ursprünglichen Architektur des Aufmarschplatzes. Die Geschichte kann neu erfahrbar gemacht werden und zwar für jeden und jede (auch für Rollstuhlfahrer*Innen). Es wird nichts versteckt. Durch den fast schon spielerischen Charakter wird sicherlich ein Austausch der Menschen angeregt werden. Schritt für Schritt wird auch die Sinnlosigkeit der Geschickte erfahrbar. Leider wird das Mahnmal selbst nicht angefasst. Ein Durchbruch wäre eine tolle Lösung. Daher für mich in Kombination mit Entwurf 3. die beste Lösung.
Einfach toll, das wird Menschen anziehen, sich mit dem Thema auseinander zu setzen und neugierig machen. Besonders toll für Kinder.
Intellektuell ist das Thema bei den meisten Menschen ja geklärt. Besucher werden nicht wie 6-jährige belehrt, sondern nähern sich quasi spielerisch und kreuz und quer gehend dem alten Objekt. Quasi ein Protestgang gegen diese Denkkatastrophe des 20. Jahrhunderts.
Mir gefällt an der Arbeit, dass sie das ideologisch gestanzte Ehrenmal neu rahmt. Sie reagiert nicht nur darauf, sondern überformt es mit der menschlichen Frage nach der Sinnsuche, für die der Irrgarten in seiner Vieldeutigkeit ja auch steht und auf die das Ehrenmal seine ideologische Antwort gibt, nämlich die des nicht sinnlosen Heldentods. Ja, auch die historisch rückgewandten Deutungen wie die des Geflechts von Schützengräben überzeugen mich, aber konzeptuell ist mir die öffnende Fragehaltung wichtiger, die uns als Betrachter in Konfrontation bringt: Wo wird unser Ausweg sein?
Erinnert zu sehr an die Stelen in Berlin, hohe Stolpergefahr im Dunklen, sehr anfällig für Ansammlungen von Staub, Laub etc., gute Idee mit Absenkung und Labyrinth, der Aufmarschplatz-Gesamteindruck bleibt leider erhalten
Der Entwurf von Haberland überzeugt mich – die Symbolik ist klar und damit für mich passend! Stark
Mich überzeugt nur der Entwurf von Haberland Architekten. Ein steiniger Irrweg, eng, bedrückend, mit immer weniger Aussicht – ein beeindruckendes Symbol für den Irrsinn der NS-Diktatur.
Der Entwurf von Haberland & Co. nimmt die vorhandene physische & metaphysische Struktur des Platzes unter den Entwürfen mit am Besten auf, negiert diese komplett und lässt etwas offenbar ganz Neues entstehen.
Mit dem an Schützengräben erinnernden Irrgarten schafft er auch einen sehr aktuellen Bezug zu den momentan stattfindenden Konflikten und der vom Osten getriebenen Diskussion des Nazitums. Wer erinnert sich jetzt nicht an die Bilder der ukrainischen Soldaten in ihren Gräben und in ihrem Kampf für die Freiheit.
Mit dem aktuellen Konzept wird zudem auch ein Großteil des vorhandenen Materials vor Ort wieder verwendet und es kann deshalb auch unter Nachhaltigkeitsaspekten überzeugen.
Interessant wäre die Verwendung von neuem oder altem Panzerstahl in den Einfriedungen.
Den Platz bis auf Stellplätze zu verbauen finde ich sehr gut und nach unten in einen Irrgarten zu führen perfekt.
Es fehlen nur Aufklärungstafen und die Idee das Mittelstück im Denkmal zu öffnen sollte als Idee verbunden werden.
Die Ideen für den Platz dahinter perfekt.
Ein großer Entwurf: Alles ist noch da, aber grundsätzlich verwandelt.
Man wird hineingezogen und kann gar nicht anders als in die Irre zu gehen.
Die Auseinandersetzung mit dem Irrsinn des Denkmals (Monument und Aufmarschplatz) wird zur sinnlichen und ästhetischen Erfahrung.
Großartiger Entwurf, inhaltlich wie ästhetisch. Für mich der einzige der hier diskutierten Entwürfe, der für den Platz in Frage kommt, weil die Ausweglosigkeit des Nazi-Irrsinns sinnlich erfahrbar macht und das ganz ohne didaktischen Zeigefinger.
Dieser Entwurf erinnert zu sehr an das Holocaust-Mahnmal in Berlin, und kann diesem in keinem Aspekt das Wasser reichen. Labyrinthe in der Kunst mögen ein Publikumsliebling sein, jedoch findet dieses in seiner rechtwinklig normierten Form und braven Ausgestaltung weder eine neue ästhetische Überzeugungskraft, noch kann es auf inhaltlicher Ebene dem Ort eine neue Denkrichtung ermöglichen. Nur etwas für Besucher die gerne etwas Braves mögen, was nicht aneckt und niemanden wehtut. Passt das jedoch zum Thema?
Wenn ich mich für einen Entwurf entscheiden muss, ist eindeutig dieser mein Favorit!
Es macht den Aufmarschplatz unbrauchbar und ohne jegliche zusätzliche Erklärung weiß jeder wofür das Labyrinth/ der Irrgarten metaphorisch steht: Irrungen, Wirrungen, Sackgassen, falsche Entscheidungen & (große) Fehler. Meiner Meinung nach ist das genau das richtige “Bild”, der richtige Ansatz, um sich kritisch mit dem Denkmal auseinander zu setzen. Denn der Nationalsozialismus & seine Folgen sind leider ein Teil der deutschen Geschichte, das lässt sich nicht ändern (oder zuschütten oder durchstreichen), aber solange wir die Entscheidungen & Fehler nicht vergessen, die in diese katastrophale Sackgasse geführt haben, besteht eine Chance, dass es nie wieder soweit kommt!
Auch die Aspekte Barrierefreiheit & Umweltfreundlichkeit, die ich bei anderen Entwürfen kritisiert habe, sind hier gut gelöst. Anhand des Videos sieht man, dass Barrierefreiheit von Anfang an mitgedacht & implementiert wurde. Ich wünschte das müsste man heutzutage nicht mehr lobend erwähnen, da es zur Selbstverständlichkeit geworden ist, aber das ist LEIDER nicht der Fall, besonders bei stadtplanerischen Themen…
Meiner Ansicht nach wäre, falls das möglich ist, eine Kombination aus diesem Entwurf & Entwurf 3 (Öffnung) die beste Lösung, da dann Aufmarschplatz & das Denkmal selbst “entstellt” sind.
Ich finde diesen Entwurf klasse, weil er den Platz vor dem Denkmal auflöst und neofaschistische Aufmärsche unmöglich macht, beziehungsweise direkt in den Boden führt. Meiner Meinung nach ist das das wichtigste, was sich an dem Ort verändern muss! Zusätzlich hat der Irrgarten mehrere passende symbolische Bedeutungen, von den Labyrinth-ähnlichen Schützengrabensysteme der Weltkriege, die Orientierungslosigkeit und Ausweglosigkeit der Opfer bis hin zur buchstäbliche Irrsinnigkeit des Krieges.
Kein anderes Konzept veranschaulicht annähernd adäquat den Irrweg des Krieges: ein Graben-Labyrinth ohne Ausweg – was zudem offensichtlich in die Tiefe (Verderben) geht. Das ursprüngliche Denkmal wird somit nicht nur erhalten, sondern sinnvoll ergänzt. Das 39er Denkmal wird auf diese Weise nicht nur vervollständigt, sondern zum Mahnmal, was das Verhängnis des Krieges verdeutlicht wie kein anderer Entwurf.
Vorteil: gut begründete Konzeption, die die gesamte Anlage des Reeser Platzes als Aufmarschareal historisch überzeugend mitreflektiert.
Nachteil: die Formensprache des Labyritnhs ist problematisch: rechtwinklig, hakenkreuz- und runenartig in der Wirkung auf den Betrachter. Sie nimmt die Ikonographie des NS wieder auf, auch wenn eine ganz andere Intention der Künstler dahintersteht. Problematisch ist auch, ob die komplexe Konzeption tatsächlich dem Betrachter vermittelt und von ihm nachvollzogen werden kann.
Was oft vergessen wird, aber in der Wirkung und auf Dauer ebenso wichtig ist: die fehlende Alltagstauglichkeit – Schmutz, Vermüllung, Verunstaltung, mangelnde Sicherheit, die gerade durch die quadermäßigen Vertiefungen befördert werden und leider auch zu erwarten sind.
Zunächst ein verlockender Entwurf zur Platzgestaltung. Doch leider sehe ich am Ende des in die Tiefe verlaufenden Irrgartens dann doch wieder das Aufsteigen der Soldaten aus ihrer Gruft. Diese “Hoffnung” der Kriegsverherllicher hätte vermieden werden sollen. Sicher wäre der Irrgarten ein idealer Spielplatz, doch höre ich auch schon, ganz abgesehen vom historischen und künstlerischen Aspekt, die Helikoptereltern unserer Zeit nach kindersicheren Geländern schreien. Denn Ansatz des Labyrinths sehe ich positiv, den “Bestandsschutz” für das alte Denkmal aber nicht. Zudem fehlt mir eine Idee mit dessen Rückseite sinnstiftend und gestalterisch ansprechend umzugehen.
Unweigerlich sucht man hier das versteckte Hakenkreuz. Damit erreicht der Entwurf gerade das Gegenteil dessen, was die Künstler bewirken wollen.
Ob der Platz darüber hinaus als Spielplatz – Versteckspiel, Parcours – angenommen wird sei dahin gestellt.
Bei diesem Entwurf stellt eine direkte Verbindung zwischen dem bestehenden Parade-/Aufmarschplatz und der daraus folgenden Realität der “Schützengräben” an der Westfront. Beim Anblick dieses Entwurfs werden die Bilder von den tausenden Toten in den Schützengräben, die durch Granaten und Giftgas ihr Leben verloren, sofort wieder präsent, nur hier liegen die (imaginären) Toten nicht im Schlamm, sondern wohl geordnet auf dem Pflaster vor dem Tor zu Odins-Reich. Die Wachen am Tor sind ja bereits schon in Stein gemeißelt.
Die Idee des Irrgartens leuchtet mir ein. Zwei Punkte sind für mich kritisch: Die gepflasterte Oberfläche nimmt die Platzgestaltung auf, wenngleich in gebrochener Form. Und die Sicht auf das Denkmal bleibt ungestört erhalten.
Eine Störung der Sichtachse (durch Pflanzen?) und ggf. eine Begrünung (wuchernd) finde ich überlegenswert.
Ich mag die Ehrlichkeit. Die geometrische, labyrinthische Form, die an verstörte Mäander denken lässt, entspricht der Basis zweier desaströsen Weltkriege und ist im Hinblick auf die jetzige europäische Geschichte besonders aktuell.
Das Paradoxe eines Irrwegs zu zeigen ist eine gute visuelle Aufklärung, die eine verbale Erklärung nicht nötig hat, aber Detailstudien nicht ausschließt. Insofern ist das Labyrinth sein eigener Ariadnefaden, der aus politischer Verirrung entkommen hilft, ein Janusköpfiges Paradoxon!
Formal-ästhetisch ist der Entwurf kongruent mit gerader Linie und rechtem Winkel, die das bestehende Denkmal und seinen Kontext bestimmen. Ihre Wiederholung verweist formal auf die brutale Durchsetzungskraft der früheren Verwendung dieser Strukturen. Ein Labyrinth passt aber auch gut zur Nutzung des rückseitig befindlichen Spielplatzes, wobei die Bäume für die Natur als Richtungsweisende Hilfe stehen. Eigenes Erleben wirkt immer besser als Märchen und/oder Gruselgeschichte, es fördert die persönliche Autonomie und ist ein Wegweiser aus labyrinthischen Denkstrukturen.
In meinen Augen, ist dies der Einzige der fünf Entwürfe, der eindeutig auf die Gefahr von Irrungen-Wirrungen im menschlichen Charakter hinweist. Dies gilt unter anderem nicht nur für die beiden Weltkriege, sondern auch das schwierige Bezähmen jeder Aggression in jeder Art von Krieg.
Mit Abstand der beste Entwurf zum Reeserplatz sowohl von der Auseinandersetzung mit dem Thema als auch architektonisch. Bitte schnell umsetzen!
Wäre die Kommission klar dem voher ausgelobten Verfahren, einem “Ideenwettbewerb” gefolgt, so wäre Haberland’s Irrgarten als Sieger hervorgegangen. Ich empfinde, er ist der mit Abstand anspruchsvollste Entwurf. Stefan Sous
Die Idee an für sich hat etwas. Der Entwurf setzt sich konsequent mit dem Platz als ursprünglischer Aufmarschplatz auseinander und bricht ihn völlig. Eine zukünftige Nutzung wird so unmöglich gemacht. Gleichzeitig kann er lebendiger Spielplatz werden. Ob man die, durchaus nachvollziehbare, inhaltliche Erklärung des Irrgarten versteht, sei dahingestellt. Es hat auf jeden Fall eine Wirkung die die Bedeutung des Denkmals reduziert.
Gut fände ich es, wenn man beim letzten Gang vor dem Denkmal stehen würde und der Gang so tief ist, dass man die Soldaten des Denkmals gar nicht mehr sehen kann.
Schade finde ich allerdings, dass sich nicht mit der anderen Seite beschäftigt wurde. Der Platz ist ja eigentlich ein Gesamtensemble (auch wenn man das kaum sieht), aber leider wird die räumliche Trennung in zwei Teile beibehalten. Da könnte man vielleicht die Idee der Öffnung des Tores und dahinter einen schönen Spielplatz zu machen verbinden.
Die Idee, den Aufmarschplatz in einen IRRGARTEN zu überführen, ist klar verständlich und damit nachvollziehbar. Die Metaphorik dieser künstlerischen Idee ist deutlich erkennbar: Wenn ich mich dem unseligen Denkmal mit den dort abgebildeten in den Krieg ziehenden Soldaten nähere, laufe ich Gefahr, mich zu verirren oder in eine Sackgasse zu verrennen. Die formale Lösung ist ästhetisch reizvoll. Allerdings fehlt mir die Gesamtkonzeption für den Reeser Platz. Was passiert auf der Rückseite der Wand?
Für mich ist das Besondere an dem Entwurf, dass der Irrgarten an sich einfach nur die Aufmerksamkeit von alt und Jung erweckt und das Nazi-Denkmal als Bauwerk damit in den Hintergrund rückt. Die Jungen werden vom spielerischen Erleben, die Älteren von der mächtigen Gestaltung beeindruckt sein. Ein erster Besuch macht Jedermann Lust auf einen nächsten, so dass der Irrgarten eine wunderbare Begegnungsstätte werden wird. Dabei scheint mir der Irrgarten als Kunstobjekt nicht in dem Sinne “aufdringlich”, dass er schon beim ersten Kennenlernen nach einer Interpretation verlangt. Auf den zweiten Blick bietet er aber viele Ansatzpunkte für Gedanken und Diskussionen in Zusammenhang mit dem alten Nazi-Denkmal. Jedem wird dazu was einfallen; nicht nur eine Interpretation ist die richtige. Der Irrarten zeichnet sich gegenüber den anderen Entwürfen aus, dass er auf eine beeindruckende Weise das Nazi-Denkmal einbezieht, gleichzeitig aber ausschließt. Je näher man dem Nazi-Denkmal auf den Irrwegen in den Abgrund kommt, desto weiter verschwindet es. Super!
Den Ansatz der Künstlerin, den Fokus auf den Aufmarschplatz zu richten und diesen unbrauchbar zu machen, finde ich sehr gut. Daraus ist etwas Tolles entstanden, was dann glücklicherweise weit über die Unbrauchbarmachung hinaus führt. Die alleine bekäme man vielleicht etwas kostengünstiger hin.